Modern Wellbeing

Gesund leben, ohne dass dein Alltag zur Optimierungsmaschine wird

Es gibt diese Momente, in denen man im Biomarkt steht und kurz nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll.

Bio, extra-bio, Superfoods, adaptogen, glutenfrei, koffeinfrei, decaf mit Benefit. Wasser mit Funktion. Kaffee mit Funktion. Snacks mit Funktion.

Dazu Podcasts über Longevity, Bücher über Morgenroutinen, Listen mit „10 Dingen, die du täglich tun solltest, wenn du gesund bleiben willst“.

Gesundheit wirkt schnell wie ein Vollzeitprojekt.
Und irgendwo dazwischen steht ein sehr menschliches Leben, das versucht, mitzuhalten.

Wenn Wellbeing zur Checkliste wird

Wellbeing hatte einmal etwas Weiches.
Ein Gefühl von: Ich sorge gut für mich.

Heute rutscht es leicht in eine eigene To-do-Kategorie:

  • ausreichend schlafen

  • genug trinken

  • Nährstoffe im Blick behalten

  • Bewegung einbauen

  • Nervensystem regulieren

  • Me-Time, Quality-Time, Screen-Time balancieren

Jeder Punkt für sich ergibt Sinn.
Zusammen entsteht schnell ein subtiler Druck:

Die Idee, dass ein Tag nur dann wirklich „gut“ war,
wenn alles abgehakt wurde.

Gesundheit bewegt sich dann weg von einem inneren Bedürfnis … hin zu etwas, das erfüllt werden soll.

Genau an dieser Stelle lohnt sich die Frage:
Was bedeutet modernes Wellbeing für mich eigentlich wirklich?

Was bleibt, wenn wir alles abziehen?

Wenn wir all die Produkte, Trends, Protokolle und Versprechen einmal kurz zur Seite stellen … was bleibt dann übrig?

Vielleicht gar nicht so viel.
Und genau darin liegt eine Chance.

Ein Körper, der regelmäßig essen und sich bewegen möchte. Ein Nervensystem, das Pausen braucht.
Ein Geist, der Zeiten ohne Input schätzt, auch wenn er es vergessen hat.

Ich selbst bevorzuge Bio, esse seit 2017 pflanzlich und seit Anfang 2025 auch glutenfrei - überwiegend. Nicht, weil ich damit ein perfektes Protokoll erfüllen möchte, sondern weil sich mein Körper damit klarer, leichter, mehr nach mir anfühlt.

Das ist mein Weg, nicht der Weg.

Modernes Wellbeing muss nicht ständig neu erfunden werden. Es möchte erinnert werden.

Es ist weniger die Frage:

„Was müsste ich noch alles integrieren, um gesund zu leben?“

sondern eher:

„Was trägt mich wirklich – in diesem Leben, mit diesem Alltag, mit diesen Bedürfnissen?“

The gentle edit

Für mich fühlt sich modernes Wellbeing heute an wie ein sanfter Edit.

Keine radikale Selbstoptimierung.
Eher ein bewusstes Ausdünnen.

Ein paar Beispiele:

  • Eine Morgenroutine, die nicht aus acht Schritten besteht,
    sondern aus zwei, die wirklich nähren.

  • Essen, das unkompliziert ist und gleichzeitig so gewählt,
    dass der Körper sich geerdet und wach anfühlt.

  • Bewegung, die zur Energie des Tages passt:
    mal intensiver, mal weich, mal einfach ein Spaziergang.

  • Schlaf, der wieder Priorität bekommt …
    nicht als Projekt, sondern als Selbstverständlichkeit.

Modern Wellbeing fragt:

„Was bleibt übrig, wenn du alles weglässt, was nur nach mehr klingt,
aber innerlich nicht wirklich ruft?“

Zwischen Anspruch und echtem Leben

Viele Menschen, die ich erlebe, scheitern nicht an Basics.
Sie erschöpfen sich am Anspruch.

Dem Anspruch, alles richtig zu machen. „Ganz oder gar nicht“ zu leben. Jeden Tag die ideale Version der eigenen Routinen zu erfüllen.

Modernes Wellbeing achtet diesen Anspruch …
und lädt ihn gleichzeitig ein, weicher zu werden.

Für Tage, an denen Nudeln mit Gemüse vollkommen ausreichen. Für Abende, an denen ein tiefes Gespräch mehr nährt als die perfekte Praxis. Für Phasen, in denen Schlaf wichtiger ist als die nächste Health-Checkliste.

Gesundheit und echtes Leben werden dann keine Gegenspieler mehr, sondern lernen, nebeneinander zu existieren.

Ein anderer Blick auf „gesund“

Vielleicht ist modernes Wellbeing weniger ein System als eine Haltung.

Eine Haltung, in der Fragen Platz haben wie:

  • Wie möchte ich mich in meinem Leben fühlen … nicht nur heute, sondern langfristig?

  • Welche kleinen, konkreten Dinge unterstützen dieses Gefühl wirklich?

  • Was klingt nur gut – zeigt in meinem Alltag aber kaum Wirkung?

Gesund kann bedeuten:

klarer statt perfekter.
stabiler statt spektakulärer.
näher bei dir statt näher am neuesten Trend.

Eine eigene Definition

Wenn du magst, kannst du dir in den nächsten Tagen eine eigene Definition von modern Wellbeing schreiben.

Nicht für immer.
Nur als Momentaufnahme.

Vielleicht beginnt sie mit Sätzen wie:

Modern Wellbeing bedeutet für mich, dass ich …

… mich tagsüber öfter bei mir spüre.
… genug Energie für das habe, was mir wichtig ist.
… meinen Körper wahrnehme, bevor er laut werden muss.
… Routinen wähle, die mir dienen – nicht umgekehrt.

Der Rest darf sich entwickeln.

Modernes Wellbeing ist kein Projekt, das abgeschlossen werden muss. Eher eine leise Linie im Hintergrund,
die deinen Alltag Stück für Stück trägt.

Nicht lauter.
Nicht dramatischer.
Einfach stimmiger.

Less noise.
More you.

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Belastbarkeit vs. Kapazität