Belastbarkeit vs. Kapazität
Der Unterschied, den dein Körper längst kennt
Es gab eine Zeit, in der „belastbar“ in meinen Bewerbungen ganz selbstverständlich stand.
Teamfähig, organisiert, belastbar – die klassische Dreierkombi.
Ich habe viel getragen.
Viel übernommen.
Viel ausgehalten.
Von außen wirkte das stabil.
Innen fühlte es sich nach Dauer-Anspannung an.
Je mehr ich mich mit modernem Wellbeing beschäftigt habe, desto klarer wurde mir:
Vielleicht geht es weniger um Belastbarkeit und viel mehr um Kapazität.
When “strong” means always on
Belastbarkeit wird oft gefeiert.
Menschen, die alles im Blick behalten.
Die einspringen, wenn jemand ausfällt.
Die auch dann noch funktionieren, wenn andere längst eine Pause brauchen.
Das wirkt stark.
Verlässlich.
Beeindruckend.
Für den Körper fühlt sich diese Art von Stärke oft anders an:
ein Nervensystem, das selten wirklich runterfährt
ein Schlaf, der erholt wirken soll, sich aber nicht so anfühlt
ein Alltag, in dem kleine Dinge schnell zu viel werden,
weil im Hintergrund ständig etwas „läuft“
Belastbarkeit beschreibt vor allem eines:
die Fähigkeit, Druck zu halten.
Kapazität geht weiter.
What capacity really is
Kapazität ist nicht einfach „mehr aushalten“.
Kapazität ist die innere Spannweite, mit der du durch dein Leben gehst.
Sie zeigt sich darin,
wie viel Reiz dein System gut verarbeiten kann
wie schnell du nach intensiven Phasen wieder in Regulation findest
wie viel Raum du innerlich spürst – trotz voller Tage
Belastbarkeit hält das System am Laufen.
Kapazität hält dich langfristig tragfähig.
Der Unterschied ist fein und gleichzeitig sehr spürbar.
How capacity feels in real life
Kapazität fühlt sich nicht spektakulär an.
Eher wie ein bisschen mehr Platz in dir.
Ein paar Bilder dafür:
Du merkst, dass du müde wirst und planst bewusst “weicher”,
statt einfach „noch schnell“ etwas zu erledigen.
Du sagst Ja zu Projekten, bei denen du spürst:
Das trägt mich, auch wenn es intensiv wird.
Du nimmst dir nach vollen Tagen bewusst Zeit für deinen Alltag –
Kochen, Spazieren, Nichtstun – damit dein System wieder landen kann.
Es geht nicht darum, alles perfekt auszubalancieren.
Es geht darum, den Punkt zu erkennen, an dem dein Körper signalisiert:
Bis hierhin ist stimmig – darüber hinaus wird es teuer.
From endurance to capacity
Für mich war der Wechsel von Belastbarkeit zu Kapazität kein einmaliger Wendepunkt.
Es war eher eine Reihe stiller Entscheidungen:
weniger Dinge gleichzeitig im Blick zu haben
klare Prioritäten zu setzen – auch wenn nicht alles „abgearbeitet“ ist
Phasen der Ruhe ernst zu nehmen, statt sie zu füllen
Kapazität wächst nicht über Selbstoptimierung.
Kapazität wächst über Ehrlichkeit.
Mit dir.
Mit deinem Tempo.
Mit dem, was dein Leben gerade wirklich halten kann.
A quiet invitation
Vielleicht magst du dir in den nächsten Tagen eine Frage mitnehmen:
Wo lebst du gerade vor allem deine Belastbarkeit –
und wo entsteht Raum für echte Kapazität?
Nicht als neue Aufgabe auf deiner Liste.
Eher wie ein leiser Filter, durch den du deinen Alltag betrachtest.
Denn modern Wellbeing bedeutet für mich:
Weniger Stolz darauf, alles auszuhalten.
Mehr Bewusstsein dafür, wie du leben möchtest,
damit dein System dich auch in zehn, zwanzig Jahren noch trägt.
Less noise.
More you.